Effizienspreis Bauen & Modernisieren 2018 in Gold
Land Baden-Württemberg
Bei dem Objekt Büro- und Apartmenthaus Metzger & Co. ist das experimentelle, innovative Energiekonzept positiv hervorzuheben.
Die Heizung und Kühlung des Objektes erfolgt durch eine erdgekoppelte Wärmepumpe, die durch eine 120 m² große Solarthermie-Anlage unterstützt wird. Die bei der Gebäudekühlung entstehende Wärme wird für die Brauchwarmwasser-Bereitung und Heizung im Erdreich zwischengespreichert. Die Warmwasseraufbereitung erfolgt dezentral in kleinen Wandspeichern innerhalb der Apartments.
Durch diese technische Maßnahme und der vergleichsweise effizientesten Gebäudehülle kann das Objekt, innerhalb der Kategorie die besten Energiekennwerte und somit den effizientesten Energiestandard “KfW Effizienzhaus 55” vorweisen.
Bei dem Objekt wurden umfangreiche Umbaumaßnahmen durchgeführt. So wurden die Grundrisse aufwendig zu 1-2 Zimmer-Apartments umgenutzt. Die Umgestaltung in kleinere Wohneinheiten berücksichtigt den demographischen Wandel und wird daher positiv bewertet. Die umfangreichen Umbaumaßnahmen, die aufwendige Technik sowie ein nicht unerheblicher Anteil an Erweiterungsneubau plausibilisieren die hohen Baukosten. Durch seine innerstädtische und prominente Lage galt für das Objekt zudem ein höherer Qualitätsanspruch.
Beispielhaftes Bauen Landkreis Esslingen 2012- 2018
Architektenkammer Baden-Württemberg
Natürliche Umwelt und bebaute Umwelt bilden den Lebensraum des Menschen. Architektur hat die Aufgabe, die bebaute Umwelt in allen Lebensbereichen menschlich zu gestalten - sei es nun für die Familie, für die Nachbarschaft, am Arbeitsplatz, in der Freizeit oder bei der Dorf- und Stadtgestaltung insgesamt. Baukultur kann aber nur entstehen, wenn sich Bauherr, Architekt und Nutzer zusammen in einem schöpferischen Dialog für die Lösung der Bauaufgabe engagieren.
Um das öffentliche Bewusstsein für die Baukultur im Alltag zu schärfen, hat die Architektenkammer Baden-Württemberg im Landkreis Esslingen unter der Schirmherrschaft des Landrats Heinz Eininger das Auszeichnungsverfahren »Beispielhaftes Bauen« ausgelobt.
Insgesamt wurden 88 Arbeiten eingereicht, die den Teilnahmebedingungen entsprachen: 32 Wohnbauten, 17 Öffentliche Bauten, 12 Industrie- und Gewerbebauten, 22 Sanierungen und Umbauten, 2 Garten- und Landschaftsanlagen, 1 städtebauliche Arbeit sowie 2 Innenraumgestaltungen.
Die Jury tagte am 25. und 26. September 2018. Nach mehreren Auswahlrunden kamen insgesamt 37 Arbeiten in die engere Wahl für eine Ortsbesichtigung. In den Schlussberatungen nach der Rundfahrt durch den Landkreis Esslingen vergab die Jury nach eingehender Diskussion 22 Auszeichnungen für beispielhafte Bauten.
Die Architektenkammer dankt allen, die dem Auszeichnungsverfahren zum Erfolg verholfen haben: den Architektinnen und Architekten, Stadtplanerinnen und Stadtplanern sowie Bauherrinnen und Bauherren für ihre Teilnahme, den Jurorinnen und Juroren für ihre nicht einfache Arbeit und besonders Herrn Landrat Heinz Eininger für die Übernahme der Schirmherrschaft.
Auf den folgenden Seiten werden die prämierten Arbeiten mit Angaben zu Objekt, Bauherrschaft sowie Architektinnen und Architekten, Stadtplanern und Stadtplanerinnen, der Begründung der Jury und der Kurzbeschreibung der Architekten vorgestellt.
Objekt
Büro- und Apartmentgebäude Umbau ehemaliges Studentenwohnheim und Erweiterungsbau mit Tiefgarage Berliner Straße 29 Esslingen am Neckar
Architekten
Entwurf/Planung: kaestle&ocker Architekten BOA Marcus Kaestle, Andreas Ocker Stuttgart
Projektleitung: Steffen Folk
Ausschreibung/Bauleitung: Guggenberger + Ott Architekten GmbH Leinfelden-Echterdingen
Bauleitung: Matthias Heming
Innenarchitektur Bürobereich: lppolito Fleitz Group GmbH Stuttgart
Baujahr
2018
Auszeichnung
Aus einer „60er-Jahre-Schönheit", die andernorts vielleicht der Abrissbirne zum Opfer gefallen wäre, wurde mit Ergänzungsbauten sowie völlig neuer innerer und äußerer Einkleidung ein zeitgemäßes, anspruchsvoll vorgetragenes Gebäudeensemble. Ruhige, einheitliche Materialität, sichere Detaillierung und handwerkliche Umsetzung, zusammen mit einer städtebaulich überzeugenden Einfügung in die nicht einfache, heterogene Nachbarschaft gelingen nahezu selbstverständlich. Schön, dass einem alten Haus an einem alten Platz so wieder eine Zukunft gegeben wurde.
Kurzbeschreibung
Das 1963 erbaute, siebengeschossige Studentenwohnheim liegt am Altstadtring und am Kanal Rossneckar und ist umgeben vom altehrwürdigen Georgii-Gymnasium, dem Boley-Areal sowie dem Otto-Rieth Müller-Haus der evangelischen Kirche. Nach Umbau und Umnutzung ist es nun zu einem prägnanten Ort am Tor zur Altstadt geworden. Es um fasst 53 möblierte Apartments unterschiedlicher Größe, ca. 1.200 m² Bürofläche und eine Tiefgarage mit 29 Stellplätzen. Die statisch ausgereizte Primärstruktur des ehemaligen Studentenwohnheims verhin derte die ursprünglich vorgesehene Umstrukturierung der Fassade, um den transparenten Anteil zu erhöhen.
Daher wurde eine klassische Lochfassade entwickelt und umgesetzt. Sorgfältig detaillierte Betonfertigteile aus Weissbeton und eine homogene Klinkervorsatzschale aus handwerklich gefertigten Wasserstrichziegeln verknüpfen Alt- und Neubauteile miteinander und stellen Bezüge zur historischen Backsteinarchitektur der Weststadt her.
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Sechsmal Gold und viermal Silber
Effizienzpreis Bauen und Modernisieren verliehen
Umweltminister Franz Untersteller hat am 11. Dezember 2018 in Stuttgart den „Effizienzpreis Bauen und Modernisieren" verliehen.
Das Umweltministerium Baden-Württemberg zeichnet mit dem Preis besonders kostengünstig und zugleich energieeffizient modernisierte oder neugebaute Wohngebäude aus. Ziel ist es zu zeigen, dass energieeffizientes Bauen und Modernisieren nicht per se teuer sein muss. Ebenfalls prämiert werden private, öffentliche und gewerbliche Objekte (Wohngebäude sowie Gebäude mit überwiegend Wohnfläche), deren Konzepte einen hohen Nachahmungseffekt haben und andere Bauherrschaften bei der Umsetzung ihrer Vorhaben inspirieren können.
„Die Preisträger zeigen auf anschauliche Weise, dass Wohngebäude energieeffizient und zugleich kostengünstig gebaut und modernisiert werden können", sagte der Minister.
„Unser neuer Wettbewerb zeigt damit, dass auch der Gebäudesektor den dringend erforderlichen Beitrag zum Klimaschutz leisten kann. Die Gewinner unseres neuen Preises belegen dies eindrücklich."
Jetzt gelte es, die Erfahrungen des Wettbewerbs zu nutzen und insbesondere die Möglichkeiten im ganzen Land bekannt zu machen, ältere Gebäude kostengünstig energetisch zu sanieren, so Untersteller weiter. "Für das nächste Jahr planen wir daher eine Wanderausstellung, die viele gute Projekte des Wettbewerbs vorstellt und möglichst viele weitere Bauherrinnen und Bauherren dazu anregen soll, diese Beispiele nachzuahmen." Unter anderem werde die Ausstellung auf der Bundesgartenschau in Heilbronn zu sehen sein.
In den Kategorien Neubau Ein-/Zweifamilienhaus, Neubau Mehrfamilienhaus/Geschosswohnungsbau, Modernisierung Ein- / Zweifamilienhaus und Modernisierung Mehrfamilienhaus/ Geschosswohnungsbau wurde jeweils ein Gold- und ein Silberpreis vergeben. Für die Kategorie Modernisierung im Denkmalschutz hat die Jury entschieden, zwei Einreichnungen mit der Stufe Gold auszuzeichnen, da die beiden Gebäude mit ihren unterschiedlichen Nutzungskonzepten eine vorbildliche Modernisierung im Denkmalschutz darstellen und damit einen besonderen Beitrag zur Baukultur leisten .
Die Preisträger der Stufe Gold erhalten ein Preisgeld in Höhe von 12.000 Euro, die der Stufe Silber in Höhe von 7.000 Euro. Im Jahr 2020 wird der Effizienzpreis erneut ausgelobt. Weitere Informationen zu den Preisträgern und den ausgezeichneten Objekten sind auf der Internetseite des Ministeriums für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft zu finden.
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Auszug aus dem deutschen Architektenblatt DAB